Reutehof GbR

Die Reutehof GbR ist eine Gesellschaft, in der 3 Familienbetriebe einen zukunftsfähigen Milchviehstall gemeinsam bauten, und entsprechend seit mittlerweile mehr als 20 Jahren sehr optimiert in Innen- und Außenwirtschaft Milch erzeugen.

Der Betrieb steht heute vor Auflösung, da in 2 von 3 Familien kein Nachfolger in den Betrieb einsteigen möchte.

Genauso wie im Aufbau und im laufenden Betrieb ist nun auch in der Phase der Auflösung Transparenz und gutes Miteinander gefragt. Familie Wechsel wird gemeinsam mit dem Junior den Betrieb vollumfänglich übernehmen. Dass der Betrieb heute zukunftsfähig ist und der Junior auch große Lust hat, den Betrieb fortzuführen ist auch ein Ergebnis der jahrzehntelangen erfolgreichen Kooperation in der Milcherzeugung.

Grundinformation

  • Standort: Reutehof GbR; Familien Link, Mayer und Wechsel; Reutehof 83; 87751 Heimertingen
  • Name: Reutehof GbR
  • Erfahrung mit Kooperationen am Hof seit: 90er Jahren
  • Art der Kooperation: Erzeugergemeinschaft
  • Anzahl involvierter Landwirte/ Unternehmer: 3 Landwirtschaftliche Familienbetriebe

Betriebsfläche: 175ha

Die Reutehof GbR wirtschaftet heute im ausgesiedelten Stall mit 180 Milchkühen zusätzlich eigener Nachzucht.

Entstanden ist dieser Betrieb aus der Verschmelzung der Innenwirtschaft in einer Stallung. Der Bau des Stalls erfolgte 1998 nach ausführlicher Planung und rechtliche rund steuerlicher Begleitung.

Heute blicken alle 3 Familien auf eine sehr erfolgreiche Zeit zurück, und bereiten sich auf den nächsten Schritt vor – die Auflösung der GbR um aus dem jetzigen Betrieb ein landwirtschaftliches Einzelunternehmen zu schaffen.

Ohne die Kooperation und Fusion in den Gesellschaften wäre eine vergleichbare Entwicklung nicht möglich gewesen. Das Vorhaben war in der Region aber nicht üblich und daher Neuland in der Umsetzung. Entsprechend groß war die öffentliche Aufmerksamkeit bzgl. des Vorhabens.

Alle 3 Betriebe waren in vergleichbarer Größenordnung zwischen 30 und 50 Milchkühen und 30 bis 70 ha landwirtschaftlicher Fläche.

Jeder Betrieb stand vor der Entscheidung, für die Zukunft zu investieren. Die Familien kannten sich bereits lange. So kam es zum Entschluss, gemeinsam dieses innovative Vorhaben anzugehen.

Heute wirtschaften die drei Familien gemeinsam in Innen- und Außenwirtschaft. Durch die gemeinsame Investition in Stallung und Technik der Innen- und Außenwirtschaft wurden die Fixkosten des Betriebes optimiert. Entsprechend ist der Betrieb heute gut aufgestellt für weitere Entwicklung -sowohl im Bereich der Erzeugung als auch Vermarktung.

Hinsichtlich der steuer- und gesellschaftsrechtlichen Gestaltung gibt es die Immobilien-haltende Gesellschaft und die operative landwirtschaftliche Gesellschaft, die die Gebäude mietet.
Die landwirtschaftlichen Eigenflächen und Althofstellen sind bei den 3 Familien verblieben. Sie sind verpflichtend an die operative GbR verpachtet.
Dies ist auch für den Fall der Auflösung der Gesellschaft und Weiterführung durch einen der Gesellschafter so geregelt. Insofern ist auch nach Übergang in das Einzelunternehmen eine ausreichende Flächenausstattung gesichert.

Der Betrieb Wechsel wird ab Sommer den Betrieb als Einzelunternehmen fortführen. Er hat sehr wertvolle Erfahrungen in der Kooperation mit seinen Partnern und Berufskollegen gesammelt.
Die Entwicklung des Betriebes in Gemeinschaft war hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit und der heute vorhandenen Grundlagen hinsichtlich Tiergesundheit, Leistung und Qualität im Milchviehstall ein großer Erfolg.
Daneben gab es einen in der Milchviehhaltung nicht gewöhnlichen sozialen Mehrwert: jedes dritte Wochenende hatte die gesamte Familie frei. Dies war sowohl für die Familie wertvoll als auch für die Unternehmer und ihren Freiraum zum Denken. Nicht zu vernachlässigen war auch, dass Krankheiten oder Unfallfolgen stets mit ausreichender Zeit kuriert und rehabilitiert werden konnten. Es gab stets das sichere Gefühl, dass der Betrieb in gewohnter Art und Weise und hoher Qualität weiter läuft – auch wenn eine der Schlüsselpersonen für einige Wochen fehlte.
Der jetzige Übergang zum Einzelunternehmen und die damit notwendige Abfindung der 2 anderen Gesellschafter ist herausfordernd, aber sachlich einfach zu lösen.

Es war immer vorab geregelt, insofern entsteht hier keine Problematik. Alle würden sich einen Fortbestand der Kooperation wünschen, aber es war allen von Beginn an bewusst, dass mit Eintritt der neuen Generation eine völlig neue Situation entstehen würde.
Insofern ist die Auflösung konsequent im Sinne der unternehmerischen Freiheit. 1996 entschieden sich alle 3 Landwirte klar für die Zusammennarbeit. Eine Fortsetzung der Nachfolgegeneration stünde ein wenig unter dem Stern “mitgehangen – mitgefangen”.
Entscheidungen in der Gesellschaft wurden stets mit einfacher Mehrheit gefasst. Solange nicht immer derselbe Unternehmer überstimmt wird, ist die Beschlussfassung mit einfacher Mehrheit unproblematisch.
So überwiegen deutlich die positive Erfahrungen und die Chancen von Kooperation gegenüber den Grenzen. Insbesondere auch das entstehende Sicherheitsnetz ist in Zeiten immer höheren Drucks und immer größerer Räder, die gedreht werden sehr wichtig.

Hinsichtlich der notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen für erfolgreiche Kooperationen sieht Hr. Wechsel folgende:

  • Menschliche Einstellung sollte übereinstimmen
  • Jeder muss Einsatz zeigen und auch selbst voran gehen
  • Kritik muss möglich sein , und man muss auch mal einstecken können
  • Gegenseitige Akzeptanz
  • Ständige Kommunikation
  • Transparenz

Bei 3 Gesellschaftern denken 3 Unternehmer über eine Sache nach. Wenn es 3 exzellente Unternehmer sind, führt dies auch zu exzellenten Lösungen.

Ratschlag des Unternehmers

“ Das allerwichtigste: die Menschen müssen zusammen passen und das Vertrauen muss da sein. Am Ende geht es in der Gemeinschaft dann um viel Geld und auch Existenzen. Das erfordert einen verantwortlichen Umgang miteinander und Weiterentwicklung! Dann kann man unter einem sozialen Aspekt gemeinsamer Gesellschaft sehr gutes Geld verdienen! ’’

Überlegungen/ Fragen

  • Auch wenn der Landwirt bei all seinen Kooperationsaktivitäten sehr erfolgreich ist, empfiehlt er, bei der Auswahl der Partner vorsichtig zu sein. Sehen Sie das genauso?
  • Der Landwirt ist Teil einer einer echten Fusion. Was denken sie darüber?
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