Kögel

Der Betrieb Kögel hält heute 150 Milchkühe in einer ausgesiedelten Stallung. Hr. Kögel verfolgt ein konsequentes Konzept der Optimierung des Betriebs mit absolutem Fokus auf die Innenwirtschaft.

Es gibt an der Hofstelle weder eine Maschinenhalle noch nennenswerte Technik für die Außenwirtschaft.

Sowohl Nachzucht der Tiere als auch Kreislaufwirtschaft auf den Flächen werden kooperativ durch Dritte erledigt.

Familie Kögel – Hr. Kögel, seine Frau und der Sohn – kümmert sich also ausschließlich um die Milchkühe, das Melken, die Fütterung, die Fruchtbarkeit, die Milchleistung und um die Kälber bis zum frühestmöglichen Abverkauf. Die tägliche operative Arbeitszeit beträgt morgens und Abends je ca. 2-3 Stunden.

Jeder dritte Freitag ist ein freier Tag für einen der Beteiligten.

Grundinformation

  • Standort: Manfred Kögel. Türkheimer Str. 19. 86833 Ettringen
  • Name: Kögel
  • Erfahrung mit Kooperationen am Hof seit: 90er Jahren
  • Art der Kooperation: Andere Arten von Kooperation
  • Anzahl involvierter Landwirte/ Unternehmer:2 Landwirte 1 Zuchtverband 1 Lohnunternehmer
  • Internet links: http://www.ettringen.info/wp-content/uploads/2013/01/Kögel.pdf

Betriebsfläche: ca. 25ha

Herr Kögel übernahm den Betrieb gemeinsam mit seiner Frau im Jahr 1995 und wirtschaftete zunächst im Nebenerwerb. Bis 1998 baute er die Milchviehhaltung von 25 auf 40 Milchkühe aus.

Sofort nach der Übernahme gab der Landwirt die komplette Außenbewirtschaftung ab an den regionalen Maschinenring – und zwar vollständig. Er legte nur noch den Erntezeitpunkt fest. Der ganze Rest wurde vom Lohnunternehmer oder kooperierenden Landwirten erledigt.

Hintergrund war der Wunsch nach hundertprozentigem Fokus auf die Milchviehhaltung und höchste Qualitätsanforderungen daran.

Nach diesem Prinzip wurde der Familienbetrieb konsequent weiterentwickelt und nach Aussiedlung im Jahr 2008 auf heute 150 Milchkühe ausgebaut und ständig weiter optimiert – einzelbetrieblich und basierend auf zahlreichen Kooperationen.
Das Betriebsleiterehepaar ist heute 52 und 51 Jahre alt. Der 22-jährige Sohn macht gerade seinen Meister-Abschluss in Landwirtschaft, und will bald in den Betrieb einsteigen. Zunächst wird er in Anstellung in der Landwirtschaft arbeiten. In Vollzeit – 50% am eigenen Betrieb und 50% im kooperierenden Ackerbau-Betrieb.

Der Betrieb hat sehr wertvolle Erfahrungen in der Kooperation mit Berufskollegen gesammelt. Er kooperiert ausschließlich im Bereich der Urproduktion, sämtlich untergeordnet unter die oberste Prämisse von Tiergesundheit, Leistung und Qualität im Milchviehstall. Neben der eigenen Leistung im Stall ist dafür höchste Qualität in Futte rund Einstru nötig. Gefüttert wird heute in innovativen Mischrationen aus Mais-Shredlage, Gras-Cobs und Milchleistungsfutter.

Kooperationen in der Erzeugung:

  1. Futterbereitstellung
    a) Bewirtschaftung der Grünlandflächen durch den regionalen Lohnunternehmer.
    b) Seit 4 Jahren wird der sämtliche Aufwuchs zu Gras-Kobs getrocknet. Hierzu besteht enge Zusammenarbeit mit der regionalen Futtertrocknung, die die Cobs uch bei sich einlagert.
    c) Der Mais-Bedarf wird durch kooperierenden großen Ackerbaubetrieb und einen weiteren kleineren Ackerbaubetrieb gedeckt.
    d) Seit einigen Jahren wird anstatt Silage-Mais Shredlage-Mais erstellt, der für die Kühe einfacher und effizienter zu verdauen ist. Die umgehende Umstellung dahingehend war nur möglich durch die Kooperation mit einem Lohnunternehmer, der auch die entsprechende Erntetechnik vorhält.
    e) Kooperation in der Gülleausbringung. Genau wie beim Mais gibt es auch bzgl. Der Ausbringung von Gülle Anfang jeden Jahres ein Gespräch, um den Ausbringungs-Bedarf zu klären. Durch die Kooperationen bestehen keine Probleme hinsichtlich immer strengerer Verordnungen im Gülle- und Düngebereich. Jedoch verändern sich die Marktverhältnisse. Wurde früher noch für die Gülle vom Abnehmer bezahlt, ist heute die Tendenz in umgekehrter Richtung, da viele Betriebe der Region vor einem Entsorgungsproblem stehen.
  2. Milchviehhaltung
    a) Seit 1998 wird auf dem Betrieb kein Jungvieh mehr nachgezogen, sondenr die Herde in enger Zusammenarbeit mit dem Zuchtverband ergänzt.
    b) Der eingebundene Tierarzt kommt wöchentlich am Mittwoch zwischen 08.00Uhr und 10.00Uhr auf den Betrieb. Wenn er dies nicht schafft, ist er verpflichtet, Bescheid zu geben.

Durch die beschriebenen Kooperationen und den absoluten Fokus auf die wesentlichen stellschrauben eines Milcherzeugers, der über eine Molkerei nicht unabhängig vom Weltmarkt verkauft ist der Betrieb strukturierbar. Die täglichen Arbeitszeiten und Arbeitsinhalte sind klar festgelegt.

Sämtliche Zusammenarbeit und die beschriebenen Kooperationen beruhen auf mündlichen Vereinbarungen und Empfehlung. Es wird immer gegenseitig abgerechnet mit großem Vertrauen und auf Basis langfristig stabiler Preise und Bedingungen.

Sämtliche Kooperationen beruhen auf großem Vertrauen und beidseitig hohem Qualitätsanspruch. Sofern dies nicht mehr zusammenpasst, ist der Betrieb auch stets offen, Plan B umzusetzen.

Hr. Kögel ist also hier stets offen für Veränderung. Er sieht seinen ausgesiedelten Hof als zukunftsfähige Existenzgrundlage. Der eigenständige Betrieb mit Milchvieh am Standort bleibt lebensfähig – egal in welcher Art und Weise die Außenwirtschaft und die Nachzucht um das Kernunternehmen herum organisiert und geleistet werden.

Interessanter Weise kam die einzige geplante Kooperation auf schriftlicher Basis nicht zustande. Für die Aussiedlung gab es Planungen zum gemeinschaftlichen Bau und Betrieb des Stalls mit dem Schwager im Rahmen einer GbR-Lösung. Die Planungen waren vollständig abgeschlossen – inklusive vollständig geregelter Verteilungsfragen und auch gegenseitiger Stundenentlohnung. Am Ende fehlte aber das Vertrauen in das gemeinsame Vorhaben. So realisierte Hr. Kögel die Aussiedlung am Ende 2 jahre später selbst als Einzelunternehmen. Dies stellt sich in der Rückbetrachtung als vorteilhaft heraus.

Hinsichtlich der notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen für erfolgreiche Kooperationen sieht Hr. Kögel folgende:

  • Die grundsätzliche Wertvorstellung und Ethik der Partner sollte übereinstimmen
  • Kritik muss möglich sein
  • Nach vorne blicken
  • Kommunikation
  • Transparenz

Bisher gibt es insgesamt ausschließlich positive Erfahrungen mit Kooperationen am Betrieb. Es braucht klare Vereinbarungen und die richtigen Partner.

Die Partnerschaften sind sehr stabil, ohne zu große Abhängigkeiten zu schaffen. Damit bleibt der Betrieb offen für Veränderungen und ständig anpassungsfähig.

Ratschlag des Unternehmers

“ Kooperation? Auf jeden Fall – rund um das Kernunternehmen herum! Aber Vorsicht bei vollumfänglicher Fusion des Kernbereichs, da hier umfangreichere Bindungen und Abhängigkeiten entstehen!” ’’

Überlegungen/ Fragen

  • Selbst wenn ein Landwirt in all seinen Kooperationsaktivitäten sehr erfolgreich ist, deutet die in dieser Fallstudie gebotene Empfehlung darauf hin, dass eine vollständige Fusion der Kernaktivitäten vermieden werden sollte. Stimmen Sie diesem Rat zu?
  • Dieser Landwirt hat mehrere Kooperationsaktivitäten entlang des Produktionszyklus durchgeführt. Was sind die Vorteile einer kollektiven Zusammenarbeit?
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