Bio-Schaukäserei Wiggensbach eG

Die Bio Schaukäserei Wiggensbach ist eine eingetragene Genossenschaft – gehalten in der Hand von 16 landwirtschaftlichen Betrieben und einer Liefergemeinschaft, die aus 24 regionalen Demeter-Betrieben besteht. Die Genossen sind auch die Milch-Lieferanten der Käserei. Die rund um Wiggensbach ansässigen Milchlieferanten wirtschaften alle ökologisch nach Verbandskriterien. Ihre Kühe haben alle Weidegang und werden im Winter mit hochwertigem Heu aus artenreichen Wiesen gefüttert.

Der Betrieb Berchtold ist einer der Betriebe, die 2003 – noch in der Form einer GmbH – die Käserei mitgegründet haben. Anliegen von Franz Berchtold aus Legau war stets höhere Wertschöpfung auf Basis hoher Qualität von Milchprodukten und auch höhere Wertschätzung und gesellschaftliche Anerkennung für die Arbeit, die dahinter steht.

Grundinformation

  • Standort: Bio-Schaukäserei Wiggensbach eG; Kempter Straße 9; 87487 Wiggensbach
  • Name: Bio-Schaukäserei Wiggensbach eG
  • Erfahrung mit Kooperationen am Hof seit: 2003 (GmbH); 2016 (eG)
  • Art der Kooperation: Kooperative, Erzeugergemeinschaft
  • Anzahl involvierter Landwirte/ Unternehmer: 16 Landwirtschaftliche Familienbetriebe + eine Liefergmeeinschaft bestehend aus 24 Betrieben
  • Internet links: http://www.schaukaeserei-wiggensbach.de/index.php?id=3863

Betriebsfläche: approx. 60ha

Der auf der Legauer Hochfläche gelegene, nach dem Brand 1981 ausgesiedelte Berchtold-Hof ist ein reiner Gründlandbetrieb mit Milchwirtschaft. Für ihre acht Kinder wollten die Betriebsleiter Verantwortung übernehmen und Grundlagen schaffen, damit die Landwirtschaft auch in der Zukunft einen wichtigen Platz einnehmen kann.

Dafür wurde kurz nach der Hofübergabe 1992 eine leistungsfähige Biogasanlage auf Güllebasis errichtet und im Jahr 1999 der Umbau zum Laufstall vorgenommen.

2001 hat Betrieb auf Bio und Heumilch umgestellt und ist dem Biokreis-Verband beigetreten. Seit 2005 wird das System der Kurzrasenweide mit saisonaler Abkalbung betrieben, das hochenergetisches wiederkäuergerechtes Grundfutter bester Qualität für die 65 Kühe liefert. Dank diesem Weidesystem liegt die jährliche Milchproduktion bei 330.000 kg basierend auf dem Grundfutter.

Franz Berchtold, der Familienvater, ist Gesellschafter und einer der beiden Geschäftsführer der Bio-Schaukäserei Wiggensbach. Er ist Landwirtschafts-Meister und hat die Landvolkshochschule Wies für 12 Wochen zur Persönlichkeitsbildung besucht.

Er ist heute 51 Jahre alt, blickt zufrieden auf das Geschaffene und möchte weiter den eigenen landwirtschaftlichen Betrieb und die Käserei gestalten. Dazu braucht er auch Freiraum, den er sich durch die Zusammenarbeit in der Käserei und auch eine Fremdarbeitskraft im eigenen Betrieb sichert.

 

Ohne die Kooperation und Fusion in den Gesellschaften wäre eine vergleichbare Entwicklung der Wertschöpfung weder für Familie Berchtold noch für die andere Genossen und Lieferanten nicht möglich gewesen.

Der Weg zur heutigen Situation war dabei natürlich auch eine große Herausforderung und keineswegs einfach.

Zu Beginn – in 2003 – waren bereits einige Jahre an Gedankenspielen und Planung vergangen, die nötig waren, um erfolgreich zu starten.

Um Hrn. Berchtold existierte eine Gruppe von sieben Landwirten innerhalb der Molkerei, die Bio-Milch lieferte. Hintergedanke und Ziel war stets die Erhöhung von Wertschöpfung und auch von Wertschätzung für die Produkte und die getane Arbeit. Aber dies war innerhalb der Molkerei nicht zu verwirklichen.

Das Ziel zu erreichen wurde dann 2003 in der Konstellation mit einem eigenen Käser in einer eigenständigen Käserei möglich. Auf der Rückfahrt vom Betriebsbesuch des dann achten Gesellschafters wurde das passende Gebäude – eine ehemalige Zimmerei – in Wiggensbach gefunden. Der Vermieter des Gebäudes war ein Planungsbüro, u.a. für Molkereien.

Die GmbH mit 8 Landwirten und einem Käser als stillen Gesellschafter und Geschäftsführer wurde gegründet.

Damit kam der Startschuss zum entsprechenden Umbau am 2. April 2003 – der öffentlich bezuschusst wurde.Nachdem zunächst

Das Vorhaben war in der Region aber nicht üblich und daher Neuland in der Umsetzung. Entsprechend groß war die öffentliche Aufmerksamkeit bzgl. des Vorhabens.

Es wuchs in den letzten 15 Jahren ein großer Erfahrungsschatz heran:

  •  was funktioniert, was funktioniert nicht?
  • welche Arbeiten sind delegierbar, welche nicht?
  • wie sichert die Gesellschaft durch Transparenz, Pragmatismus, Innovation und Bodenständigkeit ihren Fortbestand?

Die Landwirte wissen heute, dass nicht jeder alles machen muss, aber sollte jeder vollständig informiert sein über die Vorgänge im Betrieb. Dazu ist es wichtig, Einblick zu gewähren, und die Entscheidung auch bei den Genossen zu belassen und intensiven Dialog und Diskussion zu pflegen.

Die Gesellschafter und Geschäftsführer nehmen gerne Beratung an, und delegieren Bereiche wie z.B. Pressearbeit, Pflege der Social Media und Design der Corporate Identity an externe Anbieter.

Die Käserei verwendet ausschließlich hochwertige Allgäuer Bio-Heumilch als Grundlage für den Käsereibetrieb. Die Regionalität der Produkte spielt dabei eine große Rolle. Sie beginnt bei der Fütterung der Tiere mit Gras und Heu von Allgäuer Weidewiesen, setzt sich in den Höfen der Landwirte in der Region fort und spiegelt sich schließlich im Käsereibetrieb in Wiggensbach wider.

Die Käserei verkauft den Käse direkt in Wiggensbach und darüber hinaus in zahlreichen Hofläden, im Naturkostfachhandel und in Bio-Supermärkten deutschlandweit.

Durch die exzellente Verarbeitung und Vermarktung ist es möglich, dass die Lieferanten am Ende mehr Geld für ihre Milch bekommen als wenn sie die Milch zu einer alternativen Molkerei am Markt liefern würden. Damit ist das gesamte Modell sehr stabil.
Grundlegende Entscheidungen in der Gesellschaft werden in der Genossenschaftlichen Versammlung gefasst. Um einen ausreichenden Einfluss jedes Genossen zu sichern, ist es wichtig, eine gewisse Anzahl an Genossen auch nicht zu überschreiten.

Entsprechend ist der Betrieb heute gut aufgestellt für weitere Entwicklung -sowohl im Bereich der Verarbeitung als auch Vermarktung.

Es überwiegen die positiven Erfahrungen und die Chancen von Kooperation gegenüber den Grenzen. Insbesondere im Bereich der Verarbeitung und Vermarktung scheint es fraglich, ob dies sämtlich aus einem landwirtschaftlichen Betrieb allein heraus geleistet werden kann. Auch das entstehende Sicherheitsnetz – auch sozial – ist in Zeiten immer höheren Drucks und immer größerer Räder, die gedreht werden sehr wichtig.

Hinsichtlich der notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen für erfolgreiche Kooperationen sieht Hr. Berchtold folgende:

  • Menschliche Einstellung sollte übereinstimmen
  • Jeder muss seine Meinung äußern können, und jede Stimme muss Gewicht haben
  • Gegenseitige Akzeptanz
  • Kritikfähigkeit: annehmen von Kritik und entsprechende Umsetzung
  • Ständige Kommunikation
  • Transparenz
  • Gespür für Produktion und Verarbeitung

 

Ratschlag des Unternehmers

“ Das allerwichtigste: alle Beteiligten müssen unternehmerische Visionen haben. Nur das zu machen, was alle machen, genügt nicht für dauerhaften Erfolg am Markt! Seid Ihr Unternehmer mit Visionen? Dann seht Euch genau an, wie Ihr miteinander tickt! Wenn es passt, dann gestaltet nach vorne! ’’
“ Man braucht im Unternehmen alles: den Ruhigen, den Ehrgeizigen, den, der voran geht, den Bremser! Daraus ergeben sich gute Entscheidungen! ’’

Überlegungen/ Fragen

  • Auch wenn der Landwirt in all seinen Kooperationsaktivitäten sehr erfolgreich ist, empfiehlt er, bei der Auswahl der Partner vorsichtig zu sein. Sehen Sie das genauso?
  • Der Landwirt hat Anteile an dem Unternehmen, das Milchprodukte / Käse verarbeitet und verkauft. In Bezug auf seinen Betrieb ist es im Grunde das Modell der Mehrheit der Betriebe in Europa: Milchproduktion und Verkauf der Milch an einen Milchverarbeiter. In diesem Fall verkauft er an einen Verarbeiter, der auch in seinen eigenen Händen ist. Was denken Sie darüber?
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